Für die hübsche Blondine mit Augen so Braun wie Kastanien, war die Welt des Übernatürlichen nicht länger ein fremder Ort. Seit ihrer Verwandlung in dieses Monster, wie man es sonst nur aus Büchern kannte, war ihr Dasein, ein anderes geworden. Aus dem kleinen, unscheinbaren Mädchen mit ihren süßen achtzehn Jahren, war eine Bestie geworden. Ein blonder Engel mit roten Lippen, der Vorliebe zu hohen Schuhen, kurzen Röcken und Männern, denen sie den Kopf verdrehen konnte. Ein Engel, dessen Seele durch den Fluch dem jeder Werwolf irgendwann oblag, verunreinigt wurde. Sie war nicht länger unschuldig. Die schwarze Aura die Erica nun umgab, verfolgte sie, egal an welchen Ort sie ging. Sie würde sie nie wieder loswerden können.

Die Straßen waren zu dieser Zeit überfüllt. Betrunkene Teenager, unwissende Mädchen die ihren Eltern versichert hatten, pünktlich nachhause zu kommen und die spätestens in einer Stunde, nackt im Bett eines Fremden landeten, oder gar tot hinter der nächsten Mülltonne gefunden wurden. Derek hatte sie in sein Rudel aufgenommen und half ihr nun dabei, mit all ihren Fähigkeiten, die noch wie Neuland schienen, umzugehen. Erica war eine gefügige Schülerin, doch außerhalb der Trainingsstunden genoss sie das Leben einer ganz normalen Teenagerin mit Hang zu Partys, Alkohol und Bettgeschichten. So meldete sich auch heute das Partytier, welches rebellierte und nach Aufmerksamkeit verlangte, seien es nur Blicke irgendwelcher Fremden.

Die Schönheit wusste genau, in welchem Schuppen sich die meisten um diese Uhrzeit aufhielten. Eine Bar ganz im Zentrum der Stadt.



Die schwarzen Lack-Highheels der Wölfin kündigten durch ein lautes Klacken, ihr Kommen an. Die Blonde Mähne, die eben noch von der kühlen Nachtluft durcheinander gebracht wurde, fiel nun lockig über ihre Schultern. Ein kurzes Kleid tragend und die zu den Schuhen passende Handtasche fest an die schmale Taille gedrückt, betrat die Schönheit den Schuppen - arrogant wirkend, obwohl sie diese Eigenschaft nicht einmal direkt beabsichtigte - zumindest nicht immer - wobei ein Schmunzeln auf ihren Lippen lag. Die Musik dröhnte aus den Lautsprechern, doch die Blondine hätte schwören können, das sämtliche Blicke in diesem Moment beinahe nur auf sie gerichtet waren. Nur Isaac - einer ihrer Rudelmitglieder, schien von etwas anderem abgelenkt zu sein. Dies musste die Schönheit ändern. An den Billardtisch getreten, versenkte Erica die schwarze 8 im Netz, sodass das Spiel binnen weniger Sekunden ein Ende fand.

"Darf man das etwa nicht? Ups ... mein Fehler. Aber ich würde sagen, es ist ohnehin Zeit für einen Drink, oder nicht?"

Grinsend stieß sie auch ein paar der anderen Kugeln in die Seitentaschen, ehe sie den Männern den Rücken kehrte und dabei langsam die Bar ansteuerte. Ein charmantes Lächeln und ein neckisches Zwinkern in Richtung des Barmannes genügte und die Wölfin kehrte mit einer Flasche Scotch und drei Gläsern zurück, welche sie auf dem, durch unzählige Spiele beschädigten Tisch, abstellte. Mit vor der Brust verschränken Armen und einer hochgezogenen Augenbraue musterte sie die Beiden, ehe sich ihre Lippen zu einem Schmollmund formten.

"Nicht böse sein, Jungs. Mami wollte euch das Spiel nicht verderben ..."

(Hoffe das ist okay :))